Nicht wenige Schülerinnen und Schüler stehen dem Lyrikunterricht kritisch gegenüber. Diese ganzen Versmaße und Reimschemata könne aber auch wirklich öde sein. Von einer Gedichtinterpretation mal ganz abgesehen. Doch das muss nicht so sein!
Dieser Beitrag zeigt exemplarisch eine unkonventionelle, aber didaktisch und methodisch interessante Idee, wie Kinder alternative Zugänge zu Lyrik finden können.
Was haben Kochrezepte mit Lyrik zu tun?
Die Methode, Kochrezepte als Lyrik vortragen zu lassen, stammt von dem Bestsellerautor und ehemaligen Lehrer Frank McCourt. In seinen 30 Jahren Berufserfahrungen an einigen der berüchtigtsten Schulen Amerikas hat er sich einige unkonventionelle Methoden einfallen lassen und sie auch in der Praxis getestet.
Die Idee dazu kam ihm während eines Picknicks mit seinem Kurs „Kreatives Schreiben“. Daraufhin forderte er seine Schüler*innen dazu auf, in der nächsten Unterrichtsstunde Kochbücher mitzubringen. Zunächst waren die Schüler*innen verwirrt. Doch schnell begriffen sie, dass die Rezepte gedruckt wie Lyrik aussahen. Sie stellten darüber hinaus fest, dass sie sich auch wie Lyrik lesen ließen, ohne tieferen Sinn. Dieser ist jedoch bei den meisten Gedichten von hoher Bedeutung.
Aber genau darum geht es: Die Kinder können mit dieser Methode Lyrik genießen, ohne an Gefühle, Versmaße oder Epochen denken zu müssen. Kochrezepte sind eine Form assoziationsfreier Lyrik.
McCourt ging noch weiter. Er ließ seine Schüler*innen die Rezitation von Rezepten musikalisch begleiten. Auf diese Weise tasteten sie sich immer weiter an die Sprache heran. Welches Instrument passt zu einem Pudding? Warum klingt das Lasagne-Rezept besser als der Grünkohlauflauf? Solche Fragen können Ansatzpunkte sein, um über Jamben und Trochäen nachzudenken.
Laut McCourt ist Lernen nur ohne Angst möglich. Oftmals haben die Schülerinnen und Schüler aber Angst vor diesen ganzen unterschiedlichen Fachbegriffen und dem, was dahintersteckt. Sie haben schlichtweg Angst vor dem Lernen. Der Bestsellerautor versuchte ihnen diese Angst in seinem Unterricht zu nehmen. So sagte er einmal zu seinen Schülern:
„Ich glaube nicht, dass irgendjemand vollkommene Freiheit erlangt, aber was ich mit euch zusammen versuche, ist, die Furcht in die Ecke zu treiben.“
Quellen:
http://www.akademisches-lektorat.ch/mr-teacher-man/
https://www.lehrerfreund.de/schule/1s/kochrezepte-als-lyrik/2810