DDiD – 2019

Theater in Schule und Hochschule – Ein Streifzug durch die Bühnen von Kultur und Ausbildung

Am 04. Dezember des vergangenen Jahres kamen Lehrer*innen, Dozent*innen, Theaterschaffende und Studierende zusammen, um im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Deutschdidaktik im Dialog“ über die Rolle der Theaterpädagogik in Schule und Studium zu diskutieren.

Die eingeladenen Gäste Matthias Schwitzer (Lehrer am Elisabeth-Gymnasium), Sylvia Werner (Theaterpädagogin am nT), Ronny Jakubaschk (Regisseur und Schauspieler am nT) und Dr. Nico Elste (Dozent an der MLU) führten in ihrem anregenden Gespräch einen Streifzug durch die Räume, die sie ihre Bühnen nennen. Denn diese nutzen sie schließlich alle, um ihre Adressaten kulturell-, pädagogisch- sowie im wissenschaftlichen Sinne zu bilden.

„Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler,
sie treten auf und gehen wieder ab.“
(William Shakespeare)

Einige zentrale Fragen des Abends waren.
  • Welchen Nutzen haben Schauspiel, Pädagogik und Wissensvermittlung für das Lehren und Lernen in Schulen und Hochschulen?

  • Welche Rolle nimmt Theater und Theaterpädagogik in den Lehramtsstudiengängen im Fach „Deutsch“ ein?

  • Welche konkreten Aktivitäten diesbezüglich sind im Lehramts- bzw. Germanistikstudium bereits möglich?

  • Welche Intensivierungen dieser Aktivitäten sind noch machbar oder wünschenswert?

  •  Inwiefern ist der Schwerpunkt „Darstellendes Spiel“ im Lehrplan von Sachsen-Anhalt im Vergleich zu anderen Bundesländern verankert?
Ablauf des Abends

Bereits zu Beginn des Abends wurde den Teilnehmer*innen der Podiumsdiskussion so einiges abverlangt. Sie hatten nämlich nicht, wie üblich, die Aufgabe, sich selbst vorzustellen. Stattdessen sollten sie einen oder eine der jeweils anderen Teilnehmer*innen durch eine persönliche oder anekdotische Geschichte in das Geschehen einführen. 

Nachdem die Stimmung gelockert und das Eis gebrochen war, sollte jeder der eingeladenen Gäste auf dem Podium mit einem kurzen Statement seine Sicht auf die Dinge darstellen. Die folgenden vier Leitfragen dienten ihnen dabei als Orientierung:

  1. In welchem Konnex seht Ihr ganz allgemein „Bildung“ und „Theater“?
  2. Welche gesellschaftspolitische Verantwortung kommt Eurer Ansicht nach den Bildungs- und Kulturinstitutionen zu?
  3. Welchen Beitrag kann die Beschäftigung mit Theater zur Ausbildung von Lehrerpersönlichkeiten leisten?
  4. Welche Rolle kann und soll Theater im Fach „Deutsch“ in Schule und Hochschule spielen?

Vergleicht man die curriculare Verankerung des „Darstellenden Spiels“ im Lehrplan von Sachsen-Anhalt mit den Lehrplänen anderer Bundesländer wird deutlich, dass Sachsen-Anhalt diesbezüglich ein „Defizit“ aufweist.

In Baden-Württemberg beispielsweise stellt das Fach „Literatur und Theater“ einen „Beitrag zur kulturellen Bildung als konstitutiven Bestandteil des schulischen Bildungsauftrags“ dar. Die Schüler*innen gewinnen dabei einen speziellen Zugang zur Welt und lernen ästhetische Ausdrucksformen kennen. Darüber hinaus offeriert ihnen das Fach „Literatur und Theater“ eine Möglichkeit der Perspektivübernahme sowie die Teilnahme am kulturellen Leben (auch) außerhalb der Schule.

Auch in Bayern sollen mithilfe des Unterrichtsfaches „Theater und Film“ bei den Schüler*innen Toleranz und Offenheit für fremde Welterfahrungen etabliert sowie Wissen über die Wirkung von Sprache bzw. Körpersprache vermittelt werden. 

Demgegenüber gibt es in Sachsen-Anhalt kein eigenständiges Fach für die Vermittlung solcher Inhalte. Stattdessen obliegt dem Kernfach „Deutsch“ die Aufgabe, Inhalte wie die Auseinandersetzung mit Texten unterschiedlichster medialer Form abzudecken. Darunter zählt zum Beispiel auch, dass die Schüler*innen Theaterinszenierung analysieren sowie Theaterkritiken sichten, erschließen, bewerten und selbst verfassen

Zum Abschluss der Podiumsdiskussion sollten die Teilnehmer*innen noch einmal konkret Stellung zu den folgenden Fragen beziehen:

  1. Was wäre bezogen auf die Problematik der Theaterpädagogik in Schule und Hochschule in Sachsen-Anhalt idealer Weise zu tun (mittel- und längerfristig)?
  2. Was können wir alle konkret tun?
  3. Gibt es Modell-Vorstellungen der Umsetzung? Wie könnten diese aussehen?
Hintergrund

Seit vielen Jahren bereits arbeiten an der MLU Literatur- bzw. Sprachwissenschaft und Theaterpädagogik im Rahmen der Lehramtsausbildung für das Fach „Deutsch“ eng zusammen. 
Die Zusammenarbeit ermöglicht beispielsweise seit dem Jahre 2005 regelmäßige Theaterseminare in der Literaturwissenschaft. Darüberhinaus werden Theaterbesuche an Literatur- oder Altgermanistikseminare gebunden und es finden regelmäßig Gesprächsrunden sowie Seminarbesuche mit Mitarbeiter*innen von Halles Bühnen statt. 

Diese etablierte Kooperation eröffnete schließlich eine weitere Möglichkeit für einen vertieften Austausch mit gegenseitigem Nutzen. Schließlich fördert das „Darstellende Spiel“ neben theoretischen und theaterpädagogischen Aspekten auch die individuelle Persönlichkeitsentfaltung. Dieser Aspekt ist nicht nur für das Lehramtsstudium „Deutsch“, sondern vor allem für eine spätere Vermittlung im Deutschunterricht von großer Bedeutung. 

Doch leider stellt ausgerechnet Sachsen-Anhalt eine Ausnahme dar, was die Einbindung des darstellenden Spiels in die Lehrpläne angeht. Aus diesem Grund war eines unserer Ziele, mit dieser Veranstaltung auf „Defizite“ aufmerksam zu machen und eine perspektivische Änderung anzusprechen. 

Es wird wohl vorerst eine Idealvorstellung bleiben, dass das „Darstellende Spiel“ eine explizite Verankerung in Form eines eigenständigen Unterrichtsfaches im Lehrplan von Sachsen-Anhalt finden wird.
Vor allem deswegen ist es jedoch wichtig, den Diskurs über die Theaterpädagogik in Schule und Hochschule weiter aufrechtzuerhalten. Aus diesem Grund möchten wir auch in Zukunft an gemeinsamen Projekten von Sprach- bzw. Literaturwissenschaft und Theaterpädagogik arbeiten, in der Hoffnung, durch die entsprechende Aus- bzw. Weiterbildung zukünftiger Lehrkräfte eine perspektivische Änderung zu erzielen. 

In diesem Sinne möchten wir uns ganz herzlich für die anregende Diskussion bei den Teilnehmer*innen Matthias Schwitzer, Sylvia Werner, Ronny Jakubaschk und Dr. Nico Elste bedanken!
Ohne Sie hätte dieser Abend nicht stattfinden können!

Lyrics & Lyrik

Musik verbindet Menschen. Das ist auch am vergangenen Mittwoch, den 19.06.2019, im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Deutschdidaktik im Dialog“ wieder deutlich geworden.
Die Liebe zur Musik hatte auch im Leben von Jürgen Krätzer einen festen Platz. Aus diesem Grund fanden sich an dem besagten Tag Kollegen, Studierende und Freunde zusammen. Nicht zuletzt, um gemeinsam großartigen Künstlern zu lauschen und sich in Gedenken an Jürgen Krätzer über Didaktik, Literatur, Gott und die Welt auszutauschen.
Heraus kam, neben angeregten Diskussionen und tiefgründigen Gesprächen, eine Playlist, die so vielseitig und abwechslungsreich ist wie das Leben selbst. Von Pink Floyd, über Peter Fox, bis Florence + the Machine ist alles dabei.

Hintergrund dieser Veranstaltung

Warum hat man sich ausgerechnet für diese Art Veranstaltung entschieden, um Herrn Jürgen Krätzer zu gedenken? Es ging nicht darum, um ihn zu trauern. Darum sollte es auch nicht gehen. Denn eine Trauerfeier wäre nicht in seinem Sinne gewesen.
Herr Ballod machte dies auch nochmal in seiner Ansprache direkt zu Beginn der Veranstaltung deutlich. Als die beiden anfingen, miteinander zu arbeiten, schienen sie nicht sonderlich viele Gemeinsamkeiten zu haben, so sagt er. Doch, wenn es um das Thema Musik ging, kamen Herr Ballod und Herr Krätzer schnell auf einen gemeinsamen Nenner. Und so wurden aus Kollegen Freunde, die zusammen unzählige Konzerte besuchten.

Der erste Song des Abends war Pink Floyds „High Hopes“. Dieses Lied hatte insbesondere für Herrn Krätzer eine tragende Bedeutung. Als großer Musikkenner- und liebhaber hegte er schon lange Zeit die Ambition, zu zeigen, dass die Musik vor allem von den Texten lebt. Dies wird besonders in der 230. Ausgabe von „die horen“ mit dem Titel „Klangspuren / Songs & Soundtracks“ deutlich. Darin setzte sich Herr Krätzer explizit mit dem Titel „High Hopes“ auseinander und eröffnete eine ganz neue Sichtweise auf die Lyrics.

Bereits die Einleitung der Zeitschrift bringt es auf den Punkt: „Jeder von uns wird mit der Zeit zu einem musikalischen Archiv, das aus unzähligen Tracks besteht: dieser einen Stimme, diesem einem Gitarrensolo, diesem einen Beat.“.

Doch ein Song kann so viel mehr, als einfach nur gehört werden. Die Lieder und ihre Texte hinterlassen Spuren. Es werden ganz unterschiedliche Erlebnisse und Erfahrungen mit ihnen verknüpft. Und damit wären wir wieder am Anfang dieses Beitrags angelangt: Musik verbindet Menschen.

Playlist des Abends

Nach der Dämmerung das Licht

Quelle: 230. Ausgabe von „die horen – Zeitschrift für  Literatur, Kunst und Kritik“ mit dem Titel „Klangspuren / Songs & Soundtracks.“ ausgewählt und zusammengestellt von Uwe Kolbe, Jürgen Krätzer & Stephan Turowski

Praxis vs. Theorie. Praxisphasen im Lehramtsstudium.

In dieser Veranstaltung steht die Sicht der Studierenden im Mittelpunkt: Zu wenig Praxis und zu viel Theorie bietet das Lehramtsstudium. Welche Optionen, Formate und Angebote sind vorhanden, werden wie stark nachgefragt und sollten ggf. wie modifiziert werden? Als Gast wird Dr. Christian Ernst mit Studierenden von der OVGU die dortigen Modalitäten vorstellen.

Wann? Mittwoch, den 22.05.2019 ab 18.30 Uhr

Wo? Seminarraum2, Luisenstraße

Der Frühling war so kalt, dass das Meer nicht wärmer wurde bis der Sommer kam

Filmabend und Diskussion mit dem Regisseur Alexej Hermann

Der Film ist in Zusammenarbeit mit Schüler*innen einer Gesamtschule in Oberhausen entstanden. Er konzentriert sich auf Schüler*innen, welche aus sozial schwachen Strukturen kommen.
Die Schüler*innen fahren auf Klassenfahrt in eine Blockhütte im Wald. Kein Handyempfang, kein Internet: Die Jugendlichen sind auf sich selbst zurückgeworfen. In diesem Rahmen werden die Themen bearbeitet, die den Schüler*innen besonders wichtig waren: Gewalt, Hass, Mobbing, Drogen, Angst vor Armut.

Wann? Mittwoch, den 16.01.2019 18.30 Uhr

Wo? Adam-Kuckhoff-Straße 35, Seminarraum 1