Wie so viele Bereiche unserer Gesellschaft ist auch der Bildungssektor der Digitalisierung unterworfen. Mittendrin befinden sich dabei allen voran die Lehrkräfte, die versuchen müssen, sich anzupassen, mit diesen Veränderungen umzugehen und sie möglichst zu ihrem eigenen Vorteil zu nutzen. Viele wissen jedoch gar nicht, wie und womit sie dabei anfangen sollen: Wie kombiniere ich die technischen Möglichkeiten mit den didaktisch und pädagogisch geeigneten Wegen, die zur jeweiligen Zielgruppe und zum Lernziel passen?
Dies scheint auf den ersten Blick eine echte Herausforderung zu sein, die jedoch mithilfe von Blended Learning durchaus zu bewältigen ist.
Was ist „Blended Learning“? – Definition
„Unter Blended Learning (,blended‘: ,gemixt, zusammengemischt‘) versteht man die Kombination von unterschiedlichen Methoden und Medien, etwa aus Präsenzunterricht und E-Learning.“
Quelle: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/blended-learning-53492
Blended Learning steht also für ein didaktisches Konzept, das Online- und Präsenzanteile von Unterricht miteinander kombiniert. Darum wird es auch „integriertes, hybrides Lernen“ genannt und stellt eine Unterform des E-Learnings dar.
Unter Blended Learning fallen
- die Mischung aus formellem und informellem Lernen sowie
- die Anreicherung von Printmedien mit 2D-Codes (v.a. QR-Codes).
Ansätze und Modelle
Auch beim Blended Learning gibt es verschiedene Ansätze und Modelle wie zum Beispiel
- das Rotationsmodell, bei dem Struktur und Ablauf der Online- sowie Präsenzphasen vom Lehrenden vorgegeben werden,
- das Flexmodell, welches den Lernenden die Möglichkeit bietet, sich Inhalte hauptsächlich in Online-Phasen zu erarbeiten,
- das eigene Blend, bei dem man zusätzlich zu einem Präsenzangebot einen Online-Kurs belegt sowie
- das angereicherte Modell, bei dem ein Online-Kurs zum Auftakt oder zum Abschluss um Präsenztermine erweitert wird.
Entscheidende Faktoren dieser Modelle sind einerseits der Anteil und die Gewichtung von Online-Elementen im Kursangebot sowie andererseits die flexible Selbstbestimmung des Lernenden.
Besonders wichtig ist beim Blended Learning jedoch stets die richtige Didaktisierung, die ihm erst seinen eigentlichen Mehrwert verleiht!
Wie funktioniert Blended Learning? – Vorgehen
Blended Learning besteht in einer geeigneten Zusammenstellung von Methoden und Medien, um das Lehrziel einer Bildungsmaßnahme möglichst effizient und effektiv zu erreichen. Beispielsweise bauen einzelne Module bestehend aus verschiedensten Präsenz- und E-Learning-Maßnahmen aufeinander auf und ergänzen sich. So findet häufig zu Beginn eines Kurses eine Präsenzveranstaltung statt, bei der sich die Teilnehmer*innen kennenlernen und auf diese Weise wichtige Voraussetzungen für das gemeinschaftliche Lernen und Arbeiten schaffen.
Auch Web-based-Trainings und virtuelle Klassenzimmer werden im Bereich des Blended Learnings eingesetzt, um die Lernenden auf den Präsenzunterricht vorzubereiten und einen einheitlichen Wissenstand unter ihnen zu erzielen. Diese Stärkung des informellen Lernens ermöglicht einen flexiblen Arbeits- und Lernprozess im Selbststudium und entlastet zudem das formelle Lernen. Es bleibt mehr Zeit für Dialoge und Diskussionen.
Das Arbeiten mit QR-Codes ermöglicht es, physische und virtuelle Materialien und Medien miteinander zu verbinden. Liest man beispielsweise einen Lehrbucheintrag oder einen Artikel, gelangt man mithilfe des 2D-Codes und einem Smartphone o.ä. zu einer online verfügbaren Ressource, einem Glossareintrag oder einem Lehrvideo.
Wo wird Blended Learning eingesetzt? – Verbreitung
Viele Hochschulen und Unternehmen setzten bereits auf Blended Learning als übliche Lehr- und Lernform. Über verschiedenste Lernplattformen- und Portale werden nicht nur Informationen und Materialien bereitgestellt, sondern sogar komplexe Blended-Learning Kruse organisiert.
Auch Schulen setzen zunehmend auf Blended-Learning. Dabei werden oftmals Open-Source-Lernplattformen und soziale Medien eingesetzt.
Die Vorteile von Blended Learning
- Aus Sicht der Lernenden bietet Blended Learning den großen Vorteil, ihre Lernaktivitäten flexibel und individuelle gestalten zu können. Darüber hinaus können sie selbstständig und in ihrem eigenen Tempo arbeiten.
Weiterhin empfinden viele Lernende Blended Learning aktivierender als reine Online-Kurse. Die Kombination von Videos und interaktiven Inhalten mit analogen Interaktionen zwischen Lehrenden und Lernenden bringt mehr Abwechslung.
Daran anschließend zeigen mehrere Fallstudien positive Effekte auf den Lernerfolg. - Für Lehrende bietet Blended Learning die Möglichkeit, neue Interaktionsformen kennenzulernen und gemeinsam mit den Kursteilnehmer*innen auszuprobieren. Dass Blended Learning positive Effekte auf den Lernerfolg haben kann, zeigt sich aus Sicht der Lehrenden beispielsweise daran, dass die Lernenden eine Online-Community bilden, bei Präsenzveranstaltungen besser argumentieren und diskutieren sowie tiefer in die Kursmaterie eintauchen.
Auch Lehrkräfte erleben die Flexibilität in der zeitlichen Taktung des Blended Learnings als durchaus positiv. - Aus Sicht von Schulen und Hochschulen geht mit der Integrierung von Blended Learning eine Positionierung als innovative Bildungseinrichtung sowie, vor allem bezogen auf die Hochschulen, eine Adressierung neuer Zielgruppen einher.
Die Nachteile von Blended Learning
- Für die Lernenden erfordert die mit dem Blended Learning einhergehende Flexibilität ein höheres Maß an Selbstdisziplin und Zeitmanagement.
Zudem erscheint vielen der Arbeitsaufwand deutlich höher als im Präsenzstudium und die virtuelle Arbeit in Teams gestaltet sich schwerer als die direkte Diskussion im Klassenraum.
Auch technische Probleme im Umgang mit den ungewohnten Kommunikations- und Kooperationswerkzeugen können dabei eine Rolle spielen. - Auch aus Sicht der Lehrenden stellen Kommunikation und Moderation in der Online-Lernumgebung vor allem zu Beginn oftmals eine Hürde dar, die es zu überwinden gilt.
Außerdem ist die Erstellung der Online-Module mit großem Aufwand verbunden und nicht zu unterschätzen, weshalb in vielen Fällen eine methodische und technische Unterstützung sowie Beratung benötigt wird.
Weitere Risiken liegen im Kontrollverlust sowie in der potenziell schlechteren Bewertung durch Studierende. - Auf Ebene der Schulen und Hochschulen ist die Einführung von Blended Learning ebenfalls mit großem Aufwand verbunden. Entsprechende Ressourcenverteilungen sowie Investitionen in Infrastruktur und Supporteinheiten werden benötigt. Darüber hinaus ist der Wandel von curricularen Strukturen zeitaufwändig und bedarf organisationsinterner Abstimmungsprozesse. Oftmals gibt es auch Widerstände gegenüber Änderungen und Neuerungen.
Welche Zukunft hat Blended Learning? – Ausblick und Fazit
Kompetenzen wie Kreativität, Kollaboration und kritisches Denken sind in der heutigen Arbeitswelt dringend gefordert, um die Herausforderungen der Zukunft digital, vernetzt und flexibel zu lösen. Mithilfe von Blended Learning können diese sogenannten „21st century skills“ bestens adressiert werden. Frei nach dem Motto „the best of both worlds“ werden beim Blended Learning online Lernangebote mit der anwendungsorientierten Lehre an Schule oder Hochschule kombiniert, sodass durch E- und Social-Learning die entsprechenden digitalen Kompetenzen für die aktuelle Arbeitswelt optimal gefördert werden.
Die Lehrenden können selbst entscheiden, ob und inwiefern sie von Präsenz- auf digitale Lehre umstellen wollen. Dank unserer digitalen Welt sind der digitalen Lehre in ihrer Anwendung keine Grenzen gesetzt. Von daher können wir nur empfehlen: Probiert Blended Learning doch einfach einmal selbst aus!
Quellen:
- https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/blended-learning-53492
- https://hochschulforumdigitalisierung.de/de/blog/blended-learning-praxis
- https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/241001/blended-learning-in-der-praxis
- https://medienkompass.de/was-ist-blended-learning-definition/
- https://www.e-teaching.org/lehrszenarien/blended_learning