Was benötigt Deutschland für eine erfolgreiche Digitalisierung?​

Unser aller Alltag wird momentan entscheidend von dem Corona-Virus geprägt. Aufgrund der wochenlangen Schul- und Hochschulschließungen im Zuge der Pandemie kam digitalen Lernplattformen von heute auf morgen schlagartig eine neue Bedeutung zu. Dies stellt jedoch Schulen und Hochschulen, Lehrkräfte und Dozierende, Schüler*innen und Studierende sowie nicht zuletzt die Eltern vor bisher ungeahnte Herausforderungen und Probleme.

Vor allem die Schulen kommen in diesen schwierigen Zeiten an ihre digitalen und technischen Grenzen. Das geplante E-Learning funktioniert nicht überall im Land und vor allem überall nicht gleich gut. So kommt es auf das Engagement von Eltern und Lehrkräften an, das Beste aus der Situation zu machen.

Möglicherweise ziehen die Schulen und vor allem die Schüler*innen jedoch mit Blick auf die Zukunft einen Vorteil aus dieser Pandemie: Sie hat nämlich eindeutig gezeigt, dass Deutschland mehr für eine Digitalisierung der Schulen benötigt als „nur“ den Digitalpackt.

Doch was genau braucht es denn, damit Deutschland im internationalen Vergleich, wenn es um Sachen Bildung geht, mit Vorreitern wie Dänemark mithalten kann?

Medienbildung als erster Schritt in die richtige Richtung

Für viele Kinder und Jugendliche gehören soziale Medien zur alltäglichen Lebenswelt dazu wie das Zähneputzen. Eine Welt ohne Internet ist für viele von Ihnen gar nicht mehr vorstellbar. Sie informieren sich auf Blogs über die neues Ereignisse und bekommen ihre Nachrichten aus sozialen Netzwerken

Doch dies stellt junge Menschen vor ganz neue Herausforderungen: Sie müssen selbstständig Informationen, Quellen, etc. prüfen. Darin liegt gleichzeitig die große Gefahr, dass Kinder und Jugendliche auf bewusst verbreitete Falschmeldungen, sogenannte Fakenews, reinfallen. 

Diese Fakenews können Vorurteile schüren, Menschen gegeneinander aufhetzen und im schlimmsten Fall Wahlen beeinflussen. Spätestens seit dem US-Wahlkampf 2016 sind sie deshalb auch in aller Munde. 

Trotz der Wichtigkeit dieser Nachrichtenkompetenz zeigt die Shell-Jugendstudie 2019 deutliche Defizite bei Jugendlichen zwischen 12 und 25 Jahren. Nur wenige von ihnen sind in der Lage, Fakten von Fakenews zu unterscheiden. Dies liegt vor allem daran, dass sie die Quellen ihres Wissens nicht weiter hinterfragen. 
Denkt man in diesen Zusammenhang über den Tellerrand der Schule hinaus, fördert die fehlende Medienbildung die politische Polarisierung und stellt damit eine Gefährdung für unsere Demokratie dar. 

Um ein Bewusstsein für den Umgang mit dem Internat und neuen Medien zu schaffen, liegt es nahe, Medienbildung als verpflichtendes Unterrichtsfach einzuführen. Doch neben einem Medienfach werden auch noch Fächer für Umwelt, Ökonomie und Inklusion vorgeschlagen. Offen bleibt, welche Priorisierung Medienbildung erhalte. Ganz davon abgesehen, dass für die Verwirklichung solcher Projekte und Ideen schlichtweg die Ressourcen fehlen.  

Digitalisierung braucht Fortschritt

Um die Digitalisierung der Schulen voranzutreiben benötigt es schlicht und einfach Fortschritt. Mit der Investition in Struktur und Technik ist bereits ein erster Schritt in die richtige Richtung getan. Doch das reicht noch lange nicht aus, denn die Probleme und Herausforderungen die mit diesem Fortschritt einhergehen sind viel komplexer und nicht unbedingt mit finanziellen Mitteln bestreitbar. 

Es werden neue Konzepte benötigt, die nicht nur den Umgang mit Technik betreffen, sondern auch, wie man diese nutzt. Digitalisierung basiert jedoch nicht nur auf neuen Konzepten, sondern vor allem auch auf einer Offenheit und Bereitschaft zur Veränderung

Auf Seiten der Lehrenden hingegen vollzieht sich oftmals ein linearer Entwicklungsprozess: Schule – Studium – Schule. Das Erlernen fachlicher Kompetenzen steht dabei im Vordergrund. Dadurch entfällt jedoch das Verständnis für die Praxis. Doch gerade dieser Blick in die Praxis sorgt oftmals für neue Impulse und zeigt den Schüler*innen, wofür sie das erlernte Wissen überhaupt benötigen.

Fazit

Für eine gelungene Digitalisierung der Schulen benötigt es so einige Dinge. Dazu zählt unserer Meinung nach auch ein neues Rollenverständnis auf Seiten der Lehrenden. Sie haben es in der Hand, fächerübergreifende Projekte sowie Praxisbezogenheit in die Institution Schule und in den Unterricht zu integrieren. Damit wird den Kindern nicht nur ermöglicht, eigenständig und sozial zu handeln. Ihnen werden darüber hinaus komplexe Sachverhalte wie Datensicherheit, Fakenews oder künstliche Intelligenz greif- und erlebbar gemacht. 

Ziel dabei ist es, die Lernenden auf eine technologisch ausgerüstete Arbeitsbranche vorzubereiten. Fächerübergreifendes Denken wird zum entscheidenden Schlüssel in einer Welt, in der Berufe zusehends spezifischer und digitaler werden. Unserer Ansicht nacht bereitet die Institution Schule nicht mehr nur auf das Leben vor. Sie soll auf die Zukunft vorbereiten. Und dazu sind schließlich neue Konzepte, Ideen und letztendlich Fortschritt nötig.